Unser CGC Takeaway: Compliance-Komplexität- mehr Regulierung, mehr Druck

4 min Lesezeit
04.07.2023 16:19:35
 

Die CGC Strategies vom 28.-30.06.2023 in Berlin war eine angenehme Gelegenheit, Gleichgesinnte zum fachlichen Dialog zu treffen. Die Networking Module waren von we.conect gut durchdacht und organisiert. Wir haben neben neuen Kontakten auch neues Wissen gewonnen. Wir wurden spontan dazu eingeladen, unsere Präsentation im Rahmen der World Café Session im grösseren Kreis zu halten und die Diskussion rund um ESG und dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes dort anzuregen. Moritz Moser-Böhm hat mit Bravour die Bühne für sich eingenommen und bedankt sich herzlich für den aktiven Austausch mit dem interessierten Publikum. Im Folgenden teilen wir gerne die Takeaways der Session.

 

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Die Einhaltung von Compliance-Vorschriften wird für Unternehmen immer schwieriger, da der Druck aus verschiedenen Richtungen zunimmt. Dies schliesst die Verschärfung von Sanktionen und einer stärkeren Fokussierung auf ESG-Vorschriften für die Lieferkette ein. Insbesondere das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG) sowie die EU Corporate Sustainability Due Diligence (CSDD) stellen Unternehmen vor grosse Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit und fordern die umfassende Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette.

 

Unternehmen müssen im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LKSG) angemessene Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten hinsichtlich Menschenrechten und Umweltbelangen erfüllen. Die konkreten Anforderungen variieren abhängig von der Grösse und Mitarbeiterzahl des Unternehmens. Bereits ab dem 1. Januar 2023 müssen Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern das LKSG erfüllen, gefolgt von Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern ab dem 1. Januar 2024.

Einhaltung der Sorgfaltspflichten gemäss LKSG und CSDD zur Förderung von Menschenrechten und Nachhaltigkeit in Lieferketten

Im Rahmen der EU Corporate Sustainability Due Diligence (CSDD) sind Unternehmen dazu verpflichtet, potenzielle Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Umwelt und Menschenrechtsverletzungen zu identifizieren und geeignete Präventionsmassnahmenpläne zu entwickeln und umzusetzen. Zudem müssen vertragliche Zusicherungen von Geschäftspartnern eingeholt und die Einhaltung überprüft werden. Die spezifischen Anforderungen der CSDD variieren je nach Unternehmensgrösse und Umsatz. Voraussichtlich ab Mai 2025 werden EU-Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 150 Millionen Euro in den Geltungsbereich der CSDD fallen. Unternehmen mit durchschnittlich 250+ Mitarbeitern und einem Nettoumsatz von über 40 Millionen Euro im letzten Finanzjahr fallen ab Mai 2025 ebenfalls in den Geltungsbereich, sofern mindestens 50 Prozent dieses Umsatzes in einem Hochrisikosektor erwirtschaftet wurden, der Textilien, Bekleidung, Mineralgewinnung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei und Metallverarbeitung umfasst.

Der wachsende Druck durch russische Sanktionen:

Die Einhaltung von EU-Sanktionen gegen Russland stellt Unternehmen vor zusätzliche Herausforderungen. Die verschärften Sanktionen als Reaktion auf die Aggression gegen die Ukraine haben erhebliche Auswirkungen auf europäische Unternehmen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen diese Sanktionen einhalten, um ernsthafte Strafen zu vermeiden. Die gleichzeitige Einhaltung von Sanktionen, des LKSG und der EU CSDD schafft eine komplexe Landschaft, die eine erhöhte Wachsamkeit erfordert.

Die wachsende Bedeutung von ESG-Lieferkettenregulierungen:

Die Erfüllung der ESG-Standards wird nicht mehr nur von grossen Unternehmen erwartet, sondern auch von ihren Geschäftspartnern in der Lieferkette. Unternehmen, die nicht direkt von den LKSG- und CSDD-Anforderungen betroffen sind, müssen dennoch sicherstellen, dass sie die Standards erfüllen, um die Zusammenarbeit mit grösseren Unternehmen aufrechtzuerhalten. Diese Dynamik wird von vielen kleineren deutschen Unternehmen als kostspielig empfunden, da die Einhaltung der Standards eine umfangreiche Bewertung der Lieferkette erfordert. Effektive Lösungen sind erforderlich, um die Compliance zu erleichtern und die Belastung für die gesamte Lieferkette zu minimieren.

Die ersten Beschwerden zeigen die Ernsthaftigkeit der LKSG-Durchsetzung

Ein Beispiel für die Durchsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LKSG) sind die ersten Beschwerden, die gegen grosse Einzelhandelsunternehmen wie Ikea und Amazon eingereicht wurden. Menschenrechtsorganisationen haben Beschwerden beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingereicht, in denen sie mutmassliche Verstösse gegen das LKSG aufgrund von Menschenrechts- und Umweltmissständen in deren Lieferketten anprangern. Dieser Praxistest stellt einen Meilenstein dar und verdeutlicht die Ernsthaftigkeit der Konsequenzen bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Anforderungen. Wenn das BAFA Verstösse feststellt, können erhebliche Strafen verhängt werden, einschliesslich Geldbussen von bis zu 2% des weltweiten Jahresumsatzes. In diesem Fall könnten die Strafen für Unternehmen wie Ikea bis zu 800 Millionen Euro und für Amazon sogar bis zu zehn Milliarden Euro betragen. Solche Beschwerden und mögliche Sanktionen verdeutlichen die Dringlichkeit für Unternehmen, wirksame Compliance-Massnahmen zu implementieren und sicherzustellen, dass Menschenrechts- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette eingehalten werden.

Der Vergleich mit dem französischen Lieferkettengesetz:

Obwohl das französische „Loi de Vigilance“ als weniger streng gilt als das LKSG und die CSDD, zeigt die Verfolgung von Unternehmen wie Groupe Casino, dass selbst mildere Regulierungen ernsthafte Konsequenzen haben können. Dies unterstreicht die Relevanz von strikter Compliance und die potenzielle Tragweite der neueren, rigoroseren Vorschriften in Deutschland und der EU.

Die Bedeutung von Compliance und Nachhaltigkeit:

Compliance bezieht sich auf die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften, während Nachhaltigkeit einen umfassenderen strategischen Ansatz verfolgt. Nachhaltigkeit beinhaltet die Verantwortung eines Unternehmens gegenüber seinen Stakeholdern und der Umwelt. Es ist wichtig zu erkennen, dass Nachhaltigkeit kein „alter Wein in neuen Schläuchen“ ist, sondern eine grundlegende Veränderung in der Unternehmensführung darstellt, die langfristige positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt anstrebt.

Schlussfolgerung:

Die steigenden Anforderungen und Regulierungen im Bereich der Compliance machen es für Unternehmen immer schwieriger, diese einzuhalten. Der Druck aus verschiedenen Richtungen, einschliesslich steigender Sanktionen und des Fokus auf ESG-Lieferkettenregulierungen, erfordert eine erhöhte Wachsamkeit und eine effektive Compliance-Strategie. Unternehmen müssen sich der Komplexität der Vorschriften bewusst sein und Lösungen finden, um die Einhaltung zu erleichtern, Kosten zu minimieren und gleichzeitig ihre Verantwortung für Menschenrechte und Umweltstandards entlang der Lieferkette zu erfüllen. Eine enge Zusammenarbeit mit Experten und eine kontinuierliche Überwachung der sich ändernden Vorschriften sind unerlässlich, um rechtliche und finanzielle Konsequenzen zu vermeiden.

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